Landschaften

Landschaften treten uns in unterschiedlicher Erscheinung entgegen und gelegentlich wird es nötig sein, genauer zu bestimmen, was denn Gegenstand der Betrachtung ist. Als Beispiele seien genannt: die (zumindest weitgehend) natürliche Landschaft, mehr oder weniger von Menschen geformte natürliche Landschaft (Forsten, äcker) und die ganz und gar menschengemachte städtische und/oder industrielle Landschaft. Solche Landschaften sprechen uns auf unterschiedliche Weise an oder stoß:en uns ab. An der natürlichen Landschaft ist es das Urwüchsige, Pittoreske, das uns fasziniert. Das Ungestüme, vielleicht gar Bedrohliche von Naturgewalten oder auch nur das ungehemmte Wachsen der Vegetation. In den menschengeformten Landschaften dagegen sind es häufig Linien oder geometrische Figuren, deren regelmäßes Erscheinungsbild uns anspricht und ähnliches ist es wohl auch bei den Stadt- und Industrielandschaften. Das von solchen Reizen ausgelöste Gefühl drängt uns dann, das Gesehene im Bilde festzuhalten und unser Bemühen geht dahin, in der Abbildung etwas von dem zu vermitteln, um beim Betrachter zumindest einen Abglanz jenes Empfindens von Bewunderung und vielleicht gar Ehrfurcht auszulösen. Gelingt uns dies, können wir das Bild an sich als gelungen betrachten. In jedem Falle aber ist es darüber hinaus auch ein Dokument. Die Dokumentation eines momentanen Zustandes der Natur an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, die sich durch naturimmanente Prozesse oder menschliche Eingriffe verändern wird, die Dokumentation eines augenblicklichen technologischen Bestandes, eines Zustands der Stadtentwicklung und was sonst noch in Frage kommt. Gleichzeitig sind die letztgenannten Abbildungen auch in einem ganz allgemeinen Sinne Zeugnisse menschlichen Kulturschaffens.

Das eben Geschriebene nun bezieht sich auf die Landschaft als einen großen überblick. Häufig werden wir aber geneigt sein, auch Details von Landschaften ihrerseits als Landschaften zu betrachten wobei wir dann alsbald an einen überschneidungsbereich gelangen, in dem sich die Landschaftsdarstellung mit den zuvor behandelten Naturdarstellungen (zumindest in einem weiteren Sinne) trifft. Dort kommt dann als starkes zusätzliches Moment wieder jene Spannung hinzu, die ausgelöst wird von den Formen, Volumina und Oberflächentexturen der Dinge, so dass man hier mit einiger Berechtigung von Objekterotik sprechen kann.